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Handmade in Germany – Start der Welttour

CollageAm 19. September 2014 heißt es „Leinen los!“ für die internationale Ausstellungstour „Handmade in Germany“. Die Designausstellung von 100 wichtigen deutschen Manufakturen startet ihre auf 15 Stationen angelegte Weltreise. Kuratiert von Pascal Johanssen und Katja Kleiss vom Direktorenhaus Berlin erstreckt sich diese Wanderausstellung über einen Zeitraum von mehreren Jahren und zeigt weltweit eine konzentrierte Sammlung deutscher Qualitätsproduktion: Designobjekte und Manufaktur-Produkte, alle von Hand gefertigt in Deutschland, quer durch alle Disziplinen.

Die Exponate zeigen stellvertretend, welchen Wert und welche Zukunft hohe Qualität und der Einsatz von Zeit und Handarbeit im Zeitalter von Massenproduktion und Globalisierung haben.

Die Tour macht Station in spannenden Städten und Metropolen. Erreicht werden die Stationen zumeist über den Seeweg, aber auch über Land. Die Idee der Tour selbst ist inspiriert von der „Walz“ – so im deutschen Handwerk die „Gesellenreise“, eine Reise zukünftiger Gesellen nach Abschluss ihrer Lehrzeit, vergleichbar mit der „Grand Tour“ des europäischen Adels. Die Gesellenreise ist eine deutsche Tradition, die bis heute fortlebt. Die reisenden Handwerker tragen auf der Walz immer noch eine historische Tracht.

ST. PETERSBURG
Den Auftakt der Reise macht St. Petersburg – vom 19.–28. September wird die Ausstellung am Nevski Prospekt im alten deutschen Viertel im Zentrum der Stadt zu sehen sein. Danach ist die Sammlung u.a. in Hong Kong, Taipeh, Abu Dhabi, New York, Los Angeles und Toronto zu Gast.

Dass die Handmade-Tour in St. Petersburg startet, ist kein Zufall: Das deutsche Handwerk hat eine besondere Beziehung zur Stadt an der Newa. Bereits 1703 kamen deutsche Ingenieure und Architekten, Künstler und Wissenschaftler, Handwerker und Kaufleute in die Stadt. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur Gründung der Metropole, um auf dem Sumpfland eine blühende Großstadt zu errichten. Der Name St. Petersburg klingt daher nicht nur deutsch, sondern ist tatsächlich deutschen Ursprungs.

MEISTERSTÜCKE
Deutschland besitzt zahlreiche herausragende Manufakturen, die auf hohem Niveau produzieren. Der Grund dafür liegt in der historischen Tradition des deutschen Handwerks. Die Ausbildung vom Lehrling über den Gesellen bis zum Meister ist in der Welt einzigartig, so dass ein breiter Zugang zum überlieferten Wissen erreicht wird, der das Handwerk zu einem der vielfältigsten und innovativsten Wirtschaftsbereiche des Landes macht.

Die Ausstellung „Handmade in Germany“ zeigt das deutsche Handwerk, das immer noch vom Geist der Künstlerbewegungen wie Werkbund und Bauhaus beeinflusst ist, als einen wichtigen Bestandteil des kulturellen Erbes in Deutschland. „Handmade in Germany“ ist eine Reise durch das moderne und traditionelle Deutschland der Dinge und seiner Menschen.

Zu den Ausstellern gehören weltbekannte Luxus-hersteller, Manufakturen, einzelne Gestalter und preisgekrönte Kunstwerksstätten, wie Königliche Porzellan Manufaktur Berlin, Fürstenberg und Nymphenburg, die Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin, Graf von Faber-Castell, Burmester, Koch & Bergfeld, die Mayer’sche Hofkunstanstalt und Designer wie Modeschöpfer Frank Leder oder Hutmacherin Fiona Bennett.

DAS „ANDERE“ MADE IN GERMANY
Made in Germany steht weltweit für Qualität – ein Gütesiegel, das jedoch vor allem die industrielle Produktion kennzeichnet. Mit „Handmade in Germany“ benennt die Ausstellung Produkte, die durch die individuelle Meisterschaft von
Künstlern, Designern und Handwerkern entstehen: Produkte, die Zeit für ihre Entstehung benötigen und die Detailverliebtheit ihres Erzeugers, die ihnen eine besondere Aura verleiht.

Die Ausstellung „Handmade in Germany“ zeigt die sinnliche Seite der deutschen Produktion. Nicht Effizienz und Ingenieursgeist, sondern Form und Idee, das Poetische, Numinose und Individuelle in der Welt der Dinge stehen im Zentrum.

Gegenstände sind Vermittler von kulturellen Normen und Werten. Die sorgfältig ausgewählte Sammlung demonstriert das Beziehungs- und Bedeutungsgefüge von Dingen zu Menschen. Dieses Verhältnis zu untersuchen, ist für die Kuratoren der Ausstellung eine zentrale Aufgabe der heutigen Zeit: Denn die auf die Zweckrationalität geschrumpfte Vernunft unserer spätkapitalistischen Welt benötigt Alternativen, bei denen materielle Dinge nicht nur auf
marktgängige „Produkte“ reduziert werden. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Lebenswelt, mit allen Einflüssen auf Lebensqualität, Erziehung und Urteilsvermögen.

NACHHALTIGKEIT
Manufakturen sind ein Musterbeispiel für nachhaltiges Wirtschaften: Ihr Produktionsradius, die Langlebigkeit ihrer Produkte und eine Produktionsweise, die die natürlichen Ressourcen schont, machen Manufakturen zu einem Prototyp für ökonomische Nachhaltigkeit.

Die Ausstellung „Handmade in Germany“ demonstriert, dass gerade mittelständische Manufakturen vor dem Hintergrund der fortschreitenden Normierung, Digitalisierung und Entmaterialisierung eine Alternative zu gängigen Wirtschafts- und Geschäftsmodellen anbieten. Manufakturen sind vor allem durch persönliche und enge Kundenbeziehungen gekennzeichnet, durch überschaubare Strukturen, lokale und regionale Versorgung sowie ökologische Verantwortung. Damit übernehmen Manufakturen eine wichtige gesellschaftliche Funktion.

Mehr zur Handmade in Germany Welttour unter www.handmade-worldtour.com

Veröffentlicht in:Allgemeines